Reddit gehört zu den am meisten besuchten Webseiten auf der Welt.
Das wusste ich lange gar nicht. Bei Reddit handelt es sich nicht um ein soziales Netzwerk, sondern um einen Social-News-Aggregator, also eine Mischung aus Diskussionsplattform mit großem Forum und Link-Verteiler, die in so genannte Subreddits, aufgeteilt wird.
Ich kannte die Seite natürlich und wusste, dass da eine Menge los sein muss, so oft wie die Plattform und Links zu ihr in meinen Suchen oder als Quellen auftauchten, aber immer wenn ich dann in einem der unzähligen Subreddits landete, kam es mir so vor als wäre ich wieder im guten alten Usenet oder irgendwelchen Foren der späten 90er unterwegs. Es blieb dann immer bei kurzen Stippvisiten, ohne mir die Zeit zu nehmen, um das Ganze näher kennenzulernen. Ein Fehler, wie ich jetzt weiß.
Denn: Auf Reddit veröffentlichen Nutzer täglich jede Menge Beiträge zu den verschiedensten Themen. Sie verlinken Videos, laden eigene hoch, graben cooles Zeug aus und stellen eigenen Content online, regen Diskussionen an – und andere Anwender bewerten dann all das. Oder sie lesen nur mit und beteiligen sich an Diskussionen. Dadurch steigen all diese Posts in einem Ranking und sind so mehr oder weniger relevant. Bei den Veröffentlichungen kann es sich um Texte, aber auch Medien wie Videos, Bilder oder andere Inhalte handeln, die für die Nutzer interessant sein können.
Auf Reddit kann man alles zugleich sein, Content-Creator als auch Konsument und Kurator.
Wer mich kennt, der weiß, ich bin ein echt vielseitig interessierter Typ. Bei mir stehen zum Beispiel verschiedene Musikstile, Mode, Turnschuhe und andere Sammlerstücke, urbane Kunst, Apple Computer, Retro-Videospiele und schöne Uhren auf dem Content-Zettel. Als Blogger der ersten Stunden ist das auch anders gar nicht möglich. Nur so konnten Lifestyle-Blogs überhaupt erst entstehen: Weil Typen wie wir jedes spannende Thema gefunden und für ihre Leser aufbereitet haben.
Um schon damals nie den Überblick über alle wichtigen Quellen zu verlieren, sammelte ich alle Webseiten in einem RSS-Reader. Diesen nutze ich bis heute fast täglich. Immer in der Hoffnung, dass irgendwo in den Tiefen des Webs etwas Spannendes passiert und ich es als Erster im deutschsprachige Internet veröffentlichen kann. Ich liebe es zu stöbern und von Quelle zu Quelle zu springen. Manchmal verbringe ich Stunden damit, Artikel und Beiträge zu lesen, den Veröffentlichenden zu folgen, durch sie auf andere interessante Persönlichkeiten und Quelle aufmerksam gemacht zu werden. Das macht und machte einen – für mich wichtigen – Großteil meiner Arbeit in den letzten +/-15 Jahren aus.
Genau das bietet mir Reddit – auf nur einer Seite. 24 Stunden am Tag.
Bei einer meiner Recherchen zu einem, der oben genannten Themen landete ich vor gut zwei Wochen wieder einmal in einem der Reddit Foren und begann endlich damit, mich etwas genauer umzuschauen. Was ich früher als „zu unübersichtlich“ abgetan oder mit „zu viel los“ betitelt hatte, entpuppte sich mit der Zeit als sehr spannend – und authentisch. Nach etwa zwei Stunden hatte ich über 20 Subreddits zu den verrücktesten Themen abonniert und folgte einer ähnlich hohen Zahl an Usern, deren Beiträge mich interessiert und inspiriert hatten.
Es stimmt also, dass Reddit ein bisschen an die wilden ersten Jahre des Internets und des Bloggens erinnert und es stimmt auch, dass es einen fesseln kann, dort zu stöbern. Besonders reizoll ist für mich darüber hinaus die Tatsache, dass der Content vornehmlich von Privatleuten produziert und bereitgestellt wird. Es geht halt nichts über eine private Sneaker-Sammlung, Sammlerstücke aus alten Tagen und den Live-Mitschnitt eines Konzerts, den man immer gesucht hat und den auf Reddit einfach so irgendwer verlinkt. Denn Content, der von normalen Menschen ohne Gewinnabsicht oder anderer Pläne veröffentlicht wird, ist echt und oftmals unbearbeitet. Und genau so etwas habe ich gesucht.
Und falls ihr euch jetzt fragt: Gibt es dort denn keine Werbung, wie überall? Doch! Natürlich spielt Reddit auch Anzeigen von Werbekunden aus, was mich aber bisher eigentlich nicht gestört hat. Die Banner fügen sich mehr oder weniger harmonisch in den Content-Feed ein.
Nicht umsonst trägt Reddit den Beinamen “Frontpage of the World”.
Seit diesem Tag vor einigen Wochen gehört Reddit nun fest zu den Quellen und Webseiten, die ich täglich besuche um Ideen oder Content zu finden. Aber auch um nach Veröffentlichungen zu suchen, die mich privat interessieren. Den RSS-Reader nutze ich natürlich immer noch und es wird wohl auch nie ohne gehen. Mal schauen, wohin das führen wird.
