Ist die Bill Gates-These realistisch? Unter bestimmten Voraussetzungen ja.

Können KI-Tools unsere Arbeit in Zukunft effektiver machen? Und müssen wir dann für die gleiche Leistung kürzer arbeiten?

ChatGPT Arbeitswelt KI AI Bill Gates

Bill Gates sagt ja. Der Zukunftsoptimist erwartet durchweg positive Auswirkungen durch die neuen KI-Helfer, zumindest bezogen auf die Arbeitswelt. Das sagte er kürzlich im Handelsblatt-Podcast, den wir unten verlinkt haben. Der Microsoft-Gründer sieht keine Gefahr für Arbeitsplätze durch den mit Sicherheit kommenden starken Zuwachs von Chatbots und anderen KI-Tools erledigten Aufgaben. Er geht davon aus, dass unser aller Arbeitszeit langfristig sinken wird, weil wir mehr in kürzerer Zeit erledigen könnten.

Wenn „intelligente Systeme“ künftig Routineaufgaben übernähmen, so Gates, könnten sich die Mitarbeiter:innen auf die wirklich wichtigen Aufgaben in ihren Jobs konzentrieren und ihre Arbeit effizienter und damit schneller erledigen.

Eine sehr positive Sichtweise, die wir begrüßen. Aber realistisch betrachtet würden Mitarbeiter:innen, die dank KI-Einsatz all ihre Aufgaben schon um 16:00 Uhr statt um 18:00 Uhr erledigt hätten, in der Regel nicht einfach nach Hause geschickt, sondern würden neue Aufgaben für die letzten zwei Stunden bekommen. Denn erhöhte Effektivität zahlt in den meisten Unternehmen in erster Linie auf die Steigerung von Produktivität und Gewinn ein, nicht auf das Freizeitkonto der Belegschaft.
Es sei denn, wir schaffen es in Zukunft endlich das Wohl der Mitarbeiter:innen mit dem Thema Produktivität zu verknüpfen – auch vermehrt in den Köpfen von Manager:innen. Ansätze dazu gibt es ja bereits, zum Beispiel ein Experiment von eben Microsoft in Japan 2019, bei dem die temporäre Einführung der 4-Tagewoche zu einer Produktivitätssteigerung von 40 Prozent geführt haben soll.

Es braucht also in jedem Fall flankierende Diskussionen und Entscheidungen abseits der Tech-BWL-Schiene, um eine Technik mit so enorm disruptivem Potential zu einem wirklichen Erfolg für die Menschen, die damit arbeiten, zu machen – und nicht nur für die Bilanzen und Aktienkurse. Diskussionen um Werte und Lebensqualität, die wie viele wichtige Themen derzeit viel zu emotional, von viel zu tief eingegrabenen Positionen aus, geführt werden.

Wir wünschen uns hier mehr Zuhören, mehr Verständnis und mehr Mut zu Änderungen. Dann wirds auch was mit der schönen Zukunft der Arbeit.

Auch bei uns, bei der Ranieri Agency Deutschland gibt es immer wieder spannende Diskussionen darüber, wie sich die Arbeitswelt verändern könnte. Wir haben zum Beispiel gerade einen sogenannten Duvet Day eingeführt. Das ist ein zusätzlicher, halber freier Tag pro Monat für alle Mitarbeiter:innen, der unabhängig von unseren 30 Urlaubstagen genommen werden kann. Etwa wenn mal wieder eine Fahrt zum Wertstoffhof oder zu Ikea ansteht oder einfach die Sonne besonders schön scheint. Natürlich wird das in den Kundenteams jeweils abgesprochen, damit andere Mitarbeiter nicht darunter leiden müssen.

Wenn also die KI uns nun noch produktiver machen sollte, dann wird das nicht nur auf die Erlösseite allein Auswirkungen haben, sondern auch auf das Wohl der Menschen, die bei uns arbeiten. Wir freuen uns auf die neue Zeit und gehen sie mit offenen Augen an. Auch offen für die Gefahren und Unwägbarkeiten, die es schon gibt und die noch kommen werden. Um es mit Bill Gates zu sagen: “Das Internet ist wie eine Welle. Entweder man lernt, auf ihr zu schwimmen, oder man geht unter.” Und so wird es auch hier sein.

Folgt uns auf LinkedIn und natürlich hier für mehr Infos, Essays und Kommentare zu Technik, Kommunikation und für professionelle Beratung.


>>
Handelsblatt Disrupt Podcast