Discord – Wie ein Tool für Gamer in der Pandemie zu einem Ort für alle wurde

Vor kurzem haben wir in einem eigenen Artikel [Link] ausführlich auf die umfassenden Möglichkeiten von Discord in Bezug auf die Unternehmenskommunikation hingewiesen.

Da das „Schweizer Taschenmesser unter den Social Media- und Online-Kommunikations-Tools“, wie es mein Kollege in seinem Artikel nannte, eigentlich als Kommunikationsplattform für die Gaming-Szene entwickelt und kommuniziert wurde, dauerte es eine gewisse Zeit, bis das ganze Potential auch für andere Einsatzgebiete sichtbar wurde. Discord ist einfach zu bedienen und zu verstehen, bei hohem Funktionsumfang. Über Discord kann man sich schnell und einfach mit Plattformen wie Twitch, Steam, Spotify etc. verknüpfen, um dort gemeinsam Spaß zu haben, oder Inhalte miteinander zu teilen.

Discord Kinder Jugendarbeit Gemeinden — Foto: Alexander Shatov

Discord ist in der Pandemie zu einem Bindeglied geworden

Die Möglichkeiten von Discord sind einfach zu verstehen und vielfältig. Darum nutzen auch immer mehr Unternehmen, Jugendzentren, Kirchengemeinden und Vereine Discord, um mit ihren Mitarbeitern, Mitgliedern oder den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben und ihnen eine konstante Möglichkeit der Kommunikation zu bieten. Besonders während der Corona-Pandemie haben viele pädagogische Fachkräfte in Deutschland nach Möglichkeiten gesucht, weiterhin mit den Kids in Kontakt bleiben zu können. Da Discord bei vielen Jugendlichen ein wichtiger Teil des (Gaming-)Alltags ist, wird das Tool als sinnvolle Alternative mit zusätzlichen Möglichkeiten zu WhatsApp, Facetime und Co. eingesetzt.

Discord bietet eine Menge mehr Funktionen als zu chatten und schnell waren die ersten eigenen und kostenlosen Discord-Server eröffnet, auf denen sich die Jugendlichen und Fachkräfte seitdem versammeln und austauschen. Aber auch Kirchengemeinden nutzen das Tool, welches auf Computer, Handy und Tablet als Programm bzw. App genutzt und sogar im Browser aufgerufen werden kann. Auch wenn die mobile Version im Vergleich mit der PC-Version etwas reduzierter nutzbar ist, bleiben doch alle Kommunikationsmöglichkeiten auf allen genannten Plattformen gleich.

Discord ist gratis und erreicht Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswirklichkeit

Als registrierter Nutzer kann man sich bei Discord einen eigenen kostenlosen Server erstellen, der die Möglichkeit bietet wie in einem eigenen kleinen sozialen Netzwerk Text- und Sprachkanäle sortiert nach verschiedenen Themen für andere zur Verfügung zu stellen. Bei TeamSpeak oder Slack sind solche Server kostenpflichtig. Die Discord-Macher hingegen stellen den dafür benötigten Webspace kostenlos zur Verfügung.

Da viele Jugendliche bereits auf Discord unterwegs sind, kennen sie die Möglichkeiten, Funktionen und Anwendungsbereiche der Plattform und sind daher schnell für die Nutzung zu begeistern. Auch wenn es sich nicht um Games dreht. Die Nutzung von Discord in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen orientiert sich an der Lebenswelt genau dieser Kinder und Jugendlichen und das ist ein entscheidender Vorteil.

Inklusiv: Alle können mit, Hardware und Skills spielen keine Rolle

Aber nicht nur Kinder, Sozialarbeiter oder Vereins- und Gemeinde-Mitglieder waren während der diversen Corona Lockdowns der letzten zwei Jahre auf Discord aktiv und haben sich miteinander vernetzt. Auch ganz normale Freundeskreise haben die Server des Dienstes genutzt, um sich regelmäßig zu treffen und miteinander zu spielen. Hierbei standen aber, wie uns unter anderem mein Sohn (16) und zwei seiner Kumpels berichteten, keine leistungshungrigen Blockbuster-Games im Fokus, sondern vor allem kleine Casual-Games, die man gemeinsam spielen und an denen man Spaß haben konnte – unabhängig von verwendeter Hardware oder Skill-Leveln.

Andere Tools sind derzeit keine Alternative

Die Jungs nutzen ihren Discord-Server quasi wie einen Hangout-Spot, auf dem man sich treffen, chatten oder quatschen und gemeinsam Zeit verbringen kann. Ihnen ist es zudem wichtig, sich regelmäßig mit möglichst Vielen zu treffen. Dabei sprach man besonders während der Lockdowns auch über Corona, die Schule und die Sorgen, die einem das alles machte. “Ganz normal sei das gewesen“, sagen mir die Jungs. “Nichts, was man groß hätte ankündigen oder thematisieren hätte müssen“, ergänzen sie. Es hätte sich einfach so ergeben, dass Discord zum Dienst der Wahl wurde, da WhatsApp, Facetime, Teams oder auch Skype für sie keine Alternativen waren. Immer fehlt dort eine Funktion oder kostet etwas, immer ist etwas zu umständlich, nicht selbsterklärend, nicht performant oder stabil genug. Außerdem waren über das Thema gaming sowieso schon fast Alle da, auf Discord. “Mit der Zeit war fast unsere ganze Stufe auf Discord und wir haben jeden Abend zusammen gespielt oder online Zeit verbracht. Mädchen, Jungs,.. wir waren alle dort, jeder war willkommen und alle wussten immer, wo man jemanden zum Reden oder auch zum Spielen findet. Das war richtig gut.”

The kids are alright

Für uns Eltern wäre es wichtig gewesen, das alles etwas früher zu wissen. Denn während Corona hatten wir anfangs immer das Gefühl, dass unser Sohn vor seinem Rechner und in seinem Zimmer vereinsamt, lediglich ein wenig digitalen Schulunterricht absolviert und sonst seine Zeit alleine verbringt. Bis wir eines Tages in ein digitales Treffen seines Freundeskreises platzten und uns sofort klar wurde: „The kids are alright“ – soweit das zu dieser Zeit überhaupt möglich war.

Die Folgen des Ganzen werden wir wohl erst in ein paar Jahren erkennen, dennoch hat Discord als Kommunikationsplattform einen großen Anteil daran gehabt, dass auch Kinder und Jugendliche während der Lockdowns einen Platz hatten, an dem sie sich treffen konnten, an dem sie in sicherer, selbst organisierter Umgebung über ihre Probleme reden oder einfach nur eine gute Zeit haben konnten.

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