Das Streamen von Serien und Filmen wird immer teurer und auch die Anzahl der verfügbaren Streaming-Dienste steigt stetig. Der Markt ist in Bewegung, immer mehr Anbieter tauchen auf und buhlen mit exklusivem Content um die Abonnenten.
Ein Beispiel: Als Disney-Fan konnte man eine lange Zeit seine Lieblingsfilme z.B. auf Netflix sehen – zusammen mit anderen hochwertigen Eigenproduktionen und jeder Menge Serien- und Filmklassikern. Dieser Mix war es, der viele Abonnenten brachte. Doch als Disney+ vor einigen Jahren den Betrieb aufnahm, verschwanden nach und nach alle Filme aus dem stetig größer werdenden Disney-Kosmos von den anderen Plattformen. Was auch Sinn ergibt, wenn man einen Streaming-Service mit eigenem Namen etablieren möchte. Darüber hinaus begann das Unternehmen kurz nach Launch damit, eigene und exklusive Serien und Filme zu den verschiedenen Franchises zu produzieren. Klar, dass man das als Marvel- oder Star Wars-Fan nicht verpassen darf.
Der Markt befindet sich im Wachstum und jeder Anbieter möchte die Kunden mit exklusivem Content locken und an sich binden, weshalb manche Nutzer auf die gemeinsame Nutzung eines Kontos zurückgreifen. Sie teilen die Zugänge zu den Streaming-Services miteinander und sparen somit eine Menge Geld, welches den Anbietern natürlich entgeht und welches im Zweifel nicht für neuen und guten Content zur Verfügung steht.
Die gemeinsame Nutzung von Passwörtern ist zwar nicht erlaubt, aber dennoch für Viele eine Art Kavaliersdelikt, um die eigenen Kosten für ein oder mehrere Abonnements niedrig zu halten.
Schon lange ist im Gespräch, dass man das “Passwort-Sharing” als strafrechtlich relevant einstuft. Auch bei uns in Deutschland oder den USA. In Großbritannien hat die zuständige Behörde nun einen neuen Leitfaden veröffentlicht, in dem sie diese Praxis klar als Betrug, einstuft.
Denn die Anbieter selbst unternehmen aktuell wenig dagegen, obwohl es technisch wohl möglich wäre. Manch ein Unternehmen wirbt ja sogar damit, dass man seiner ganzen Familie eigene Accounts anlegen kann – wenn diese in einem Haushalt zusammenlebt. Dass Familien aber manchmal eben auch an verschiedenen Orten leben, das wäre ein Punkt, der das radikale Aussperren nicht so einfach möglich macht. Aber es gibt auch spezielle Familientarife, wie z.B. iCloud(+) oder das Gegenstück von Spotify.
Manch eines der hier erwähnten Unternehmen drückt vielleicht auch einfach ein Auge zu, in der Hoffnung, dass die Nutzer, die jetzt geteilte Konten nutzen, eines Tages zu Vollpreiskunden werden. Netflix beispielsweise duldete diese Praxis eine lange Zeit und veröffentlichte vor einigen Jahren sogar noch “Sharing is Caring” – Tweets.
Nachdem das Unternehmen aber irgendwann nicht mehr der einzige relevante Anbieter auf dem Markt war und immer mehr Abonnenten an zum Beispiel Amazon, Hulu, Disney und Apple verlor – änderte man seine Einstellung diesbezüglich etwas. Aktuell arbeitet Netflix aktiv daran, Wege zu finden, um geteilte Konten zu entdecken und – irgendwann auch – zu sperren. Denn rein technisch soll es durchaus möglich sein, das Ganze zu unterbinden. Was also hält die Dienstanbieter davon ab?
Die Jahre des ungebremsten Wachstums und der fetten Gewinne sind vorbei. Die Branche kämpft aktuell immer verbissener um neue Kunden – aber eben auch gegen illegale oder ungewollte Wege in die eigenen Systeme. Der Begriff der “Passwort-Piraterie” macht immer häufiger die Runde und mit ihm der Wunsch nach klaren rechtlichen Vorgaben und Möglichkeiten, Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen. Das Problem bisher war, dass die gemeinsame Nutzung von Passwörtern auf jeden Fall einen Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen der einzelnen Dienste darstellte, aber nicht mit Sicherheit gesagt werden konnte, ob es sich hierbei um ein illegales und somit strafrechtlich relevantes Tun handelt.
Das Intellectual Property Office (IPO), in Großbritannien für Urheberrechtsfragen zuständig, hat kürzlich eine neue Kampagne gestartet, in der es das Teilen von Passwörtern als illegal und sogar als kriminelles Vergehen bezeichnet. Damit wäre klar gesagt, worum es sich hierbei handelt und auch, wie mit solch einem Betrug umgegangen werden könnte.
Wir sind gespannt, ob in Großbritannien irgendwann in naher Zukunft ein Streaming-Dienst-Nutzer für das Teilen seines oder seiner Zugänge angeklagt oder gar verurteilt werden wird. Auch würde uns interessieren, welcher der diversen Dienste hier als erster diesen Schritt geht. Denn kaum ein Streaming-Anbieter hat aktuell und in dieser Marktsituation Interesse an schlechter Publicity, einem Shitstorm oder daran, gegen die eigenen (zahlenden) Kunden vorzugehen.Auch wenn es – laut der Behörden in Großbritannien der richtige Schritt wäre.
Wir gehen davon aus, dass außer großer Worte und Warnungen in Richtung der “Sharer” nicht viel passieren wird, da es – wie bereits erwähnt – eigentlich problemlos möglich wäre, dem “Teilen” technisch ein Ende zu setzen. Wäre das wirklich gewünscht, hätte es das Engagement seitens der Behörden gar nicht gebraucht.
Wir wünschen euch an Weihnachten und an den ruhigen Tagen drum herum viel Spaß mit dem besten Streaming-Content, den wir hier zusammengefasst haben.
Foto: James Yarema